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Einsatzbericht vom 13.07.2013

Aus Sicht eines Feuerwehrmannes:

 

Samstag, der 13.07.2013. Endlich Wochenende. Nicht um 06:00 Uhr aufstehen – ausschlafen ist angesagt. Es ist schon fast Mittag. Ich stehe beim Bäcker, bin noch nicht ganz wach, aber einer muss ja die Brötchen holen.  Da fängt der Feuerwehrmelder, den ich an der Hose am Gürtel trage an zu vibrieren und zu piepen. Das Piepen wird lauter und fast alle Kunden schauen zu mir. Im ersten Moment gehe ich davon aus, dass es sich um den jeden Samstag um 12:00 Uhr stattfindenden Probealarm handelt. Aber die Sirene ist nicht zu hören. Ein Blick auf die Wanduhr bringt mich schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück und ich bin hellwach. Die Meldung auf dem Display sagt mir, dass es eine Ölspur im Bereich der Kreuzung Klingenbergstraße / L52 gibt.

 

Ölspuren sind Gefahrenquellen im Straßenverkehr, die zu Unfällen führen können, da sich zum einen der Bremsweg verlängert und eventuelle Ausweichmanöver zum Wegrutschen des Fahrzeugs führen. Weiterhin handelt es sich hier um ein Umweltproblem, wenn das Öl ins Erdreich oder in die Kanalisation eindringt.

 

Jetzt schnell ins Auto und ab zum Feuerwehrhaus. So wie ich eilen nun auch meine Kameradinnen und Kameraden zum Feuerwehrhaus. Einige sind schon da, aber ich bin noch lange nicht der letzte. Rasant ziehe ich meine Stiefel an und ziehe nun die Einsatzhose hoch. (Das hört sich im ersten Moment nicht ganz richtig an, ist aber so, da die Hosenbeine über die Schäfte der Stiefel drüber gezogen sind.) Nun setze ich den Helm auf, schnappe mir meine Einsatzjacke und renne rüber zum Einsatzfahrzeug. Im Fahrzeug sitzen schon weitere Kameraden, die Tür geht zu und ich ziehe die Jacke zu Ende an. Nun rollt das Fahrzeug aus der Halle. Mit Blaulicht und Martinshorn geht es Richtung Einsatzstelle. Über Funk teilen wir der Leistelle mit, dass wir auf dem Weg sind. Nun hören wir über Funk schon die Lagemeldung unseres Einsatzleiters, der mit dem Führungstrupp im Einsatzleitwagen vorwegefahren ist: „Schwerer Verkehrsunfall, zwei Fahrzeuge auf der Kreuzung frontal zusammengeprallt, mehrere Verletzte. Ein Rettungswagen und die Polizei sind vor Ort!“

 

Schwerer Verkehrsunfall? Ich dachte es ist nur eine Ölspur? Gut, dass wir zu jedem Einsatz mit Sonderrechten fahren und keinen Unterschied machen, zu welcher Einsatzart wir zu Hilfe gerufen werden. Wir erscheinen immer.

 

Unser Fahrzeug wird zum einen zur Absicherung der Unfallstelle eingesetzt, denn die Retter dürfen nicht gefährdet werden. Zum anderen sollen wir den Brandschutz sicherstellen. Denn bei einem Fahrzeugunfall muss man immer mit einem Brand – z.B.: durch auslaufende Kraftstoffe – rechnen. Ein Trupp schnappt sich den Pulver-Feuerlöscher. Der zweite Trupp nimmt den „Schnellangriff“. Das Schnellangriffsrohr ist mit einer formstabilen, ständig mit Wasser gefüllten Schlauchleitung direkt mit der Fahrzeugpumpe und dem Wassertank verbunden und kann sofort – auch ohne Hydrant – zur Brandbekämpfung genutzt werden.

 

Glücklicherweise konnten alle beteiligten Personen ihre erheblich beschädigten Fahrzeuge durch die Türen verlassen und wir brauchten nicht auch noch mit unseren hydraulischen Rettungsgeräten tätig werden. Der Rettungsdienst - mit mehren in schneller Folge eintreffenden Rettungstransportwagen und Notarzteinsatzfahrzeugen vor Ort - kümmert sich um die Verletzten.

 

Die weiteren Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Klausdorf treffen ein und werden vom Einsatzleiter taktisch aufgestellt. Das bedeutet, dass er jedem Fahrzeug einen Standplatz zuteilt, der zum einen dafür sorgt, dass weitere Fahrzeuge nicht in die Unfallstelle fahren, die Rettungswagen und der Notarzt eine Zu- und Abfahrtmöglichkeit bekommen, die Einsatzkräfte sich nicht gegenseitig behindern und die Arbeiten ohne große Wege möglich sind.

 

Die Besatzung eines anderen Feuerwehrfahrzeugs sorgt nun dafür, dass die ausgetretenen Kraftstoffe, Öle und Flüssigkeiten gebunden werden. Ein saugfähiges Bindemittel wird ausgebracht.

 

Die Polizei regelt den Verkehr. Wir bringen weitere Verkehrsleitkegel und Warnlampen aus. Trotzdem gibt es immer wieder Verkehrsteilnehmer, die versuchen in die Unfallstelle zu fahren. Das erleichtert unsere Aufgabe und die der anderen Rettungskräfte nicht wirklich. Jetzt müssen auch noch Feuerwehrkameraden abgestellt werden, die auch dem letzten Verkehrsteilnehmer klarmachen, dass sie hier jetzt nicht durchfahren können, auch nicht über den Fußgängerweg. Auch die anwesenden Polizisten wundern sich, wie viele die Absperrung und die Umleitung nicht akzeptieren wollen.

 

Langsam merkt man die Sonne. In unseren dicken Einsatzsachen und dem Helm auf dem Kopf schwitzen wir wie in der Sauna. Während ich noch darüber nachdenke, kommt schon einer unserer Kameraden und bringt jedem eine Erfrischung. Man – ich bin immer wieder erstaunt, an was der Einsatzleiter alles denkt.

 

Nachdem die Verletzten mit den Rettungswagen entschwunden sind, die Polizei den möglichen Unfallhergang zusammengeführt hat, kommt auch das Abschleppfahrzeug. Die beiden Unfallfahrzeuge werden durch dieses aufgenommen und verlassen die Kreuzung.

 

Reste des Bindemittels werden zusammengefegt. Die Unfallstelle wird durch den Feuerwehr-Einsatzleiter an die Polizei übergeben. Wir räumen unser Gerät ein, die Kreuzung wird für den Verkehr frei gegeben und wir rücken wieder ins Gerätehaus ein.

 

Meine ehemals frischen warmen Brötchen, die im Auto liegen, sind in den zwei Stunden abgekühlt. Zwei Stunden, mir kam es viel kürzer vor, aber das Frühstück wird jetzt nachgeholt und dann geht der Tag wieder seinen Gang als wenn nichts gewesen wäre.

 

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